Rurale Brutale
Als Nachfahrin italienischer Einwanderer*innen setzt sich Claudia Passeri in ihrer künstlerischen und kuratorischen Praxis mit ihrem ambivalenten Verhältnis zu ihren Ursprüngen auseinander, das von dem Wechsel zwischen geografischen, politischen, sprachlichen und sozialen Grenzen geprägt ist. In ihren jüngsten Arbeiten richtet sie den Blick auf die Traditionen ländlicher Regionen Mittelitaliens und untersucht, welchen Einfluss populäre Glaubensvorstellungen heute noch immer oder wieder auf unsere zeitgenössischen Lebensweisen haben. Sie versucht, die Codes und Normen ländlicher Alltagskultur zu verfremden und die Erzählungen des ländlichen Alltags durch Perspektivwechsel neu zu erfinden. Aus den entstehenden Widersprüchen entwickelt sich ein experimenteller Zugang, der hinterfragt, wie die Orte des Ländlichen heute erfahren, dargestellt und neu imaginiert werden.
Claudia Passeri, geboren 1977 in Esch an der Alzette, lebt und arbeitet in Luxemburg und Italien. Seit 2002 wurden ihre Werke in Kulturinstitutionen und im öffentlichen Raum in Belgien, Frankreich, Italien und Luxemburg gezeigt. 2011 wurde sie mit dem Edward Steichen Award Luxembourg ausgezeichnet und erhielt 2016 ein Forschungsstipendium an der Fonderie Darling in Montréal. 2019 präsentierte sie im Rahmen der Rencontres de la Photographie in Arles ihre Arbeit Aedicula in der Chapelle de la Charité – kuratiert von Danielle Igniti. 2022 realisierte sie zwei monumentale Installationen, darunter P.G.R. – Per Grazia Ricevuta in Sanem/Belvaux. Neben eigenen künstlerischen Werken realisiert Claudia Passeri regelmäßig Kollaborationen mit Kunst- und Kulturschaffenden aus verschiedenen Bereichen. 2006 gründete sie gemeinsam mit Michèle Walerich das kuratorische Projekt Agence Borderline; 2018 mit Benoît Delzelle das Kollektiv Common Wealth, das mit dem Bert-Theis-Stipendium ausgezeichnet wurde und für das sie 2019 zu einer Künstlerresidenz nach Italien eingeladen wurde.
Zusätzliche Information
- Art Kommende Ausstellung
- Künstler/in, Künstler/innen Claudia Passeri
- Kurator/in, Kuratoren/innen Charlotte Masse