Die Konschthal Esch zeigt die erste umfassende Werkschau außerhalb Deutschlands des Künstlers, Musikers und Autors Wolfgang Müller. In der Ausstellung sind zum ersten Mal bedeutende Arbeiten aus all seinen Schaffensphasen vereint, von der Punk-Art-Gruppe Die Tödliche Doris bis hin zu seinen Aktivitäten als „Missverständniswissenschaftler“, der bestehende Hierarchien subtil hinterfragt.
Wolfgang Müller (geb. 1957 in Wolfsburg), gründete in den 1980er Jahren zusammen mit seinem Kommilitonen Nikolaus Utermöhlen die legendäre Westberliner Gruppe Die Tödliche Doris. Die Arbeiten der „Doris“, die sich neben der Musik auch in Fotografie, Film, Video, Performance und Literatur manifestierte, kreisten um Fragen der künstlerischen Identität und Erkennbarkeit, die im ständigen Wechsel der Formate spielerisch und methodisch zugleich unterlaufen wurden.
Auch Müllers künstlerisches Tun nach der selbstbestimmten Auflösung der Gruppe 1987 untergräbt strategisch den Wunsch des Publikums nach einer „Handschrift“, dem er ein sowohl formal als auch inhaltlich nicht kategorisierbares Werk entgegensetzt. Anhand von zunächst abwegig erscheinenden Assoziationen klopft der „umgekehrte Konzeptualist“ (Diedrich Diederichsen) vertraute Kategorien wie Natur, Nation, Geschichte, Gesellschaft, Sexualität oder Metaphysik auf ihr Selbstverständnis ab.
Wiederkehrende Themen in Müllers Privatmythologie sind Island und Ornithologie, die in seinen Schallplatten, Hörspielen, Installationen, Performances und Publikationen auf Bernstein und Schellack, nordische Mythologie, Meisenknödel, die FDP oder isländische Transvestiten treffen. All diese unterschiedlichen Elemente werden dabei in einer irritierenden Abstraktheit als gleichwertiges Material aufgefasst und bilden im hintersinnigen Zusammenspiel ein von Neugierde, Kritik und Humor gezeichnetes Werk, in dem Kunst und Wirklichkeit auf eigenartige Weise zusammenfließen.
Als Autor und Herausgeber veröffentlichte Müller zudem die prägenden Zeitchroniken Geniale Dilletanten (1982) und Subkultur Westberlin 1979–1989. Freizeit (2013), in denen er die Kunstszene in Westberlin vor dem Mauerfall (1989) aus dem Inneren heraus kenntnisreich und nuanciert beleuchtet.
Zusätzliche Information
- Art Kommende Ausstellung
- Künstler/in, Künstler/innen Wolfgang Müller
- Kurator/in, Kuratoren/innen Antoine Prum, Gastkurator und Charlotte Masse, assoziierte Kuratorin