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Es ist auf den Tag genau ein Jahr her, als Christian Mosar, der künstlerische Leiter der Konschthal, die zahlreichen Herausforderungen aufzählte, vor denen die noch verpuppte Konschthal stand: „Zunächst müssen wir die Transformation des Ortes, den Übergang von einem Zustand zum anderen, erfolgreich gestalten. Zweitens gilt es, diesen Raum für 2022, Jahr der europäischen Kulturhauptstadt, vorzubereiten. Anschließend wird es darum gehen, eine eigene künstlerische Identität für den Raum zu finden, der im Moment noch vielfältig ist. Schließlich sind wichtige Überlegungen zum Publikum anzustellen.“ Heute, nachdem die „Vorstufe“ mit dem Zyklus „Schaufenster“ und den Feierlichkeiten zur offiziellen Eröffnung vor einigen Monaten mit großem Pomp erfolgreich abgeschlossen wurde, ist die „KH“, wie sie auch genannt wird, nun ganz und gar fertig.

Am Boulevard Prince Henri 29-33 in Esch-sur-Alzette wurden bis zum Herbst 2020 Designermöbel verkauft. Die Konschthal hat sich dort vor über einem Jahr niedergelassen und sich als würdige neue Verpächterin dieser außergewöhnlichen Räumlichkeiten erwiesen.


Am Beginn dieser Mutation stand der Wunsch der Behörden, die Stadt Esch-sur-Alzette in die Geografie der luxemburgischen, europäischen und internationalen zeitgenössischen Kunst einzugliedern. Die Ambitionen sind von Anfang an auf den Erfolg und das Gedeihen eines Ortes ausgerichtet, den sich künstlerischer Leiter Christian Mosar vorstellt.

Mit seltener Energie und einer gewissen Ungeduld hat Mosar in nur einem Jahr dem ehemaligen Espace Lavandier eine neue Nase verpasst, ein internationales Programm in trockene Tücher gebracht und treues Publikum wie Schaulustige in eine neue Welt der künstlerischen Quirligkeit geführt, die jetzt unter dem neuen Logo „KH“ firmiert.

Die Schaffung des Konschthal-Kosmos begann mit einer vollständigen Freilegung des Gebäudeinneren in Rekordzeit. Ein gewaltiges Werk, bei dem der Begriff Transformation im Mittelpunkt der Überlegungen stand. Diese Idee bedeutet im übertragenen Sinne eine „totale Charakterveränderung, eine Wesensänderung“.

Bei diesem Übergang von einer Form zu einer anderen hieß es selbstverständlich, die geltenden Regelungen für den Besucherempfang einzuhalten, dem Ort gleichzeitig eine gewisse Nüchternheit einzuhauchen und einen gewissen Minimalismus anzustreben, um die ausgestellten Werke zur Geltung zu bringen. Die Umgebung ist de facto avantgardistisch, auch wenn die Hausherren das nicht so bezeichnen mögen. Die KH ist ein Ort, der in der Gegenwart verankert ist und in der Ferne die Zukunft erahnt, indem er die Aktualität unserer Welt und Gesellschaft von heute reflektiert.


Die KH ist nun in Sichtbeton gegossen, um äußerst spektakuläre Werke in den Mittelpunkt zu rücken, denen die ästhetische Zurückhaltung im Gebäudeinneren zugutekommt. Ein Ort für Ausstellungen und Kunst, der vom „Palais de Tokyo“ inspiriert ist und so diskret wie symbiotisch mit der Raum-Werk-Beziehung arbeitet. Wer hier eintritt, soll mit verändertem Eindruck, veränderten Erwartungen an eine Ausstellung herantreten, dieses alte Klischee dekonstruieren und neue Gedankengebäude errichten, ganz im Sinne der KH.

Die Konschthal hatte ohnehin nie den Ehrgeiz, der White Cube zu sein, den die Museumswelt in den 70er Jahren hervorgebracht hat... Ihre Mission ist eine ganz andere, sie ist ein Ort, an dem man in die Ausstellung eintaucht, sie als Erfahrung erlebt, in einem Palast der geistigen und körperlichen Empfindungen. Die Konschthal versteht sich als ein völlig freier, für alle offener, erlebbarer Raum, ohne Einbahnstraßen oder Sackgassen, vollständig ins Brill-Viertel integriert.

© Sven Becker