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Die Hauptdarsteller der Gemälde von Titus Schade sind gängige Architekturzitate: Fachwerkhäuser, Speichergebäude, Lagerhäuser, Kirchtürme, Kräne und Windmühlen, sozialistische Plattenbauten und Wohnhäuser aus der Gründerzeit. Doch obgleich ihre Formensprache an die architektonische Realität deutscher Städte und Landschaften anknüpft, lassen sie den Betrachter in Parallelwelten eintauchen, die gleichsam fantastisch erscheinen.

Die betonte Künstlichkeit, die den malerischen Inszenierungen des ehemaligen Meisterschülers von Neo Rauch innewohnt, erinnert zuweilen an die sprichwörtlichen Kulissendörfer, die der russische Minister Gregori Potemkin der Sage nach aufstellen ließ, um einst Katharina die Große hinters Licht zu führen. Dass die von Titus Schade imaginierten Szenerien wie Kulissen und Miniaturmodelle zugleich wirken, ist nicht zuletzt ihrer theatralischen Beleuchtung geschuldet, mit der die allseits spürbare Untergangsstimmung gekonnt unterfüttert wird. Zugleich wird die Vertrautheit der Architekturmotive durch das quasi-surrealisierende Hinzufügen von Störfaktoren wie Holzstößen, Hackklötzen oder Vulkanen untergraben, die der Maler teils mehrmals im gleichen Bild auftreten lässt, um dessen traum- oder filmähnlichen Charakter zu unterstreichen. Auch das Fehlen jeglicher menschlichen Präsenz bestärkt das Gefühl der Unheimlichkeit, das den Betrachter dieser „Seelenlandschaften“ (Caspar David Friedrich) überkommt, deren meisterhafte Ausführung an die große Tradition der mitteldeutschen Malerei anknüpft.

Der Begriff, der dieser Ausstellung ihren Namen gibt, ist der Geologie entlehnt, wo er die Lehre vom Aufbau der Erdkruste bezeichnet. Bei Titus Schade bezieht er sich sowohl auf die räumlichen Konstruktionen als auch auf die zeitlichen Überschneidungen innerhalb der Bilder – die Ebenen oder Schichten, die den Gesetzen der Tektonik entsprechend aufeinandertreffen, sich verschränken, sich überlappen und sich auftürmen. So entstehen ungemein komplexe Werke, deren abgründige Sicht- und Bedeutungsebenen den Betrachter gleichermaßen locken und herausfordern.

Dieses Buch erscheint anlässlich seiner monografischen Ausstellung im Konschthal Esch (2024) und dokumentiert mit einer Auswahl von über achtzig Abbildungen und Texten eine neue Etappe im Werk von Titus Schade.

Titus Schade (*1984, Leipzig), einer der bedeutendsten Künstler der jungen deutschen Malerei. Seine Arbeit wurde in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland gezeigt.

Verfügbar in der Konschthal.

Verkaufspreis: 38€