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Martine Feipel & Jean Bechameil

In der ersten Ausgabe des Project Room in der Konschthal Esch werden wir ein gerettetes Werk der Überschwemmungen von Juli 2021 präsentieren. Das Lager mit den Werken von Martine Feipel & Jean Bechameil, gelegen in Echternach, in ca. 200 m Entfernung von der Sauer, wurde durch die Überschwemmungen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli sowie am Morgen des 15. Juli komplett zerstört. Bei dieser Katastrophe wurde ein Großteil ihrer Kunstproduktion stark beschädigt, einige Werke vernichtet. Im Rahmen einer spontanen Aktion konnten wir diese beschädigten Werke retten und im Lager der Konschthal zwischenlagern, um sie zu untersuchen, zu trocknen und zu säubern. Dabei konnte das Werk Mechanics of the absent revolution gerettet und restauriert werden, das jetzt im Project Room 1 ausgestellt wird.

Neben dieser Reaktivität fügt sich die Präsentation dieses Werks perfekt in unser Programm ein. Im Oktober 2020 haben Martine Feipel & Jean Bechameil mit Schaufenster 1 den gleichnamigen Ausstellungszyklus eröffnet. Das Werk Mechanics of the absent revolution, das auf die Lenin-Statuen anspielt, die auf den öffentlichen Plätzen der Warschauer Pakt-Staaten einst allgegenwärtig waren, wird außerdem bei einer Ausstellung von Martine Feipel & Jean Bechameil in der Galerie Meno Parkas in Kaunas (Litauen) präsentiert. Diese wird im Jahr 2022 stattfinden, dem Jahr, in dem Kaunas gemeinsam mit Esch-sur-Alzette Kulturhauptstadt Europas wird. Und die Problematik des kulturellen Erbes der Sowjetunion ist dort noch sehr aktuell.

Zusätzliche Information

  • Art Vergangene Ausstellung
  • Künstler/in, Künstler/innen Martine Feipel & Jean Bechameil, Niels Ackermann & Sébastien Gobert
  • Ort Floor 00
  • Kurator/in, Kuratoren/innen Christian Mosar

Niels Ackermann & Sébastien Gobert

Vor dem Zusammenbruch der UdSSR im Jahr 1991 zählte die Ukraine 5.500 Denkmäler zu Ehren des kommunistischen Führers Lenin. Im Zuge der Maidan-Revolution im Winter 2013-14 spülte eine mächtige Welle die Überbleibsel der sowjetischen Symbolik und Ästhetik hinweg, die bis dahin im öffentlichen Raum allgegenwärtig waren. Vor dem Hintergrund der Annexion der Krim und des Kriegs im Donbass führte der „Leninopad Sturz Lenins) zwischen Februar 2014 und Dezember 2015 zum Sturz und/oder zur Zerstörung von mehr als 1.500 Lenin-Statuen.Dieses Phänomen wurde im Mai 2015 auf offizieller Ebene durch eine Politik der „Entkommunisierung” begleitet. Heute existiert in dem von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiet nur noch eine Statue des bolschewistischen Führers. Einzig in der Stadt Tschernobyl, in der Nähe des havarierten Atomkraftwerks, ist noch ein aufrechter, wenn auch einsamer Lenin zu finden. Geprägt durch den Sturz der Lenin-Statue am Bessarabska-Platz in Kiew begaben sich der Fotograf Niels Ackermann und der Journalist Sébastien Gobert im Jahr 2015 auf eine Reise durch die Ukraine, auf der Suche nach Überresten des gefallenen Symbols, Innerhalb von zwei Jahren fanden sie mehr als hundert Statuen, deren Fotografien an oft ungewöhnlichen und unerwarteten Orten entstanden. Die von dem Duo erstellte fotografische Bestandsaufnahme, begleitet von intimen Berichten ukrainischer Zeitzeugen, dokumentiert die Geschichte dieser symbolischen Demontage, die Narben einer „Entkommunisierung“ im doppelten Sinn sowie die Komplexität der Situation in der Ukraine. Zum ersten Mal ausgestellt wurden diese Fotografien 2017 bei den Rencontres d’Arles, sowie anschließend in zahlreichen anderen Ländern, Zudem wurden sie in dem Fotoband „Looking for Lenin“ veröffentlicht, erschienen im Verlag Noir sur Blanc (französische Version).

Zuweilen besteht eine seltsame Ähnlichkeit zwischen Werken, deren Herkunft und ursprünglicher Sinn doch sehr unterschiedlich sind. Nach dem Beispiel des „Bilderatlas Mnemosyne“ des Kunsthistorikers Aby Warburg (1866-1929), der neue Beziehungen zwischen Bilderserien herstellte, indem er Werke aus verschiedenen Epochen und Kontexten gegenüberstellte und ihnen so einen neuen Sinn verlieh, erlaubt es auch diese Gegenüberstellung der Fotoserie von Niels Ackermann und der Skulptur von Martine Feipel und Jean Bechameil, eine neue Beziehung zwischen zwei künstlerischen Konzepten entstehen zu lassen.

Grundlage dieser Gegenüberstellung ist das sowjetische Ideal für die skulpturale Darstellung von Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin.

Während die künstlerischen Intentionen zunächst völlig unterschiedlich zu sein scheinen, erzeugt die Gegenüberstellung der beiden Projekte eine neue, unabhängige, interdisziplinäre Vision der künstlerischen Genres und Disziplinen.