Parabel vom Wasserbecken ist der Titel eines unvollendeten Buchprojekts des luxemburgischen Künstlers Bert Theis (1952–2016) aus dem Jahr 1986, das kürzlich in seinem Archiv wiederentdeckt und in ein Publikationsprojekt umgewandelt wurde.
Diese Collagen-Serie ist bezeichnend für das Werk des Künstlers in den 1980er Jahren. Basierend auf dem Text „The Parable of the Water Tank“ des amerikanischen Autors Edward Bellamy (1816-1886) ist diese Serie eine Satire auf den Kapitalismus, die aus seinem utopischen Roman „Equality“ (1897) stammt, der zu dieser Zeit in militanten sozialistischen und anarchistischen Kreisen ein großer Erfolg war. Die Collagen sind in einem Archivordner präsentiert und in elf Kapitel unterteilt, die mit Auszügen aus dem Text in Dialog treten.
Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung alle Collagen, die Bert Theis im Laufe der Jahrzehnte geschaffen hat, und bringt viele bisher unveröffentlichte Materialien ans Licht. Vor allem aber basiert die Ausstellung auf der Frage: Was ist eine Collage wirklich? Was bedeutet es, auch historisch gesehen, mit Collagen zu arbeiten? Ist sie nicht ein Raum der Unreinheit und Kontamination? Geht es nicht eigentlich darum, Zeitungsausschnitte von außerhalb des Ateliers, von der Straße und von Orten außerhalb des Kunstbereichs einzukleben? Können wir uns eine dreidimensionale Collage vorstellen, eine, die sich in den existenziellen Raum erstreckt?
So sollten wir Bert Theis' berühmte Plateformes und sein Projekt Isola Art Center in Mailand betrachten: als eine große soziale Collage. Für Bert Theis ist die Collage nicht einfach eine formale Technik, sondern vielmehr ein konzeptionelles Paradigma.
In Zusammenarbeit mit dem Bert Theis Archive.
Text: Marco Scotini
Video: SKIN